Die Verehrung der Heiligen Agatha in Neuenheerse
Ihr Haupt gehört zum Reliquienschatz der Pfarrei.
Heilige Agatha
Die Jungfrau Agatha von Catania (* um 225 in Catania auf Sizilien) starb wahrscheinlich unter Kaiser Decius als Märtyrerin um 250 in ihrer Geburtsstadt und ist u. a. die Schutzpatronin der Feuerwehr. Die Legende berichtet über das Leben der Heiligen wie folgt: Agatha war eine wohlhabende, adlige sizilianische Jungfrau von großer Schönheit. Sie wies die Brautwerbung des Statthalters Quintianus zurück, um ihr Leben der Nachfolge Christi zu weihen. Daraufhin ließ er sie in ein Bordell bringen, damit sie zur Unzucht verführt werden sollte. Aber sie hielt standhaft an ihrer Jungfräulichkeit fest. Die Folge war ein grausames Martyrium: mit den Händen an einen Balken gehängt, wurden Agatha die Brüste mit einer Zange zerrissen, mit einer Fackel in gebrannt und schließlich abgeschnitten. In der Nacht erschien ihr dann der Hl. Petrus im Kerker mit heilendem Balsam; aber sie wies die Erquickung zurück. Tags darauf legte man sie auf spitze Scherben und glühende Kohlen, bis ein Erdbeben die Stadt Catania erschütterte, worauf das Volk Quintianus bedrohte, bis der von Agatha abließ und sie ins Gefängnis warf, wo sie starb (aus: Ökumenisches Heiligenlexikon).
Agatha ist Patronin ihrer Heimatstadt Catania. Ihr dort alljährlich drei Tage lang begangene Gedenken gilt weltweit als das größte Heiligenfest. Bei einem Ausbruch des Ätna kurz nach ihrem Tod – so die Überlieferung – trugen die Einwohner ihren Schleier dem Lavastrom entgegen, der daraufhin zum Stillstand kam. In diesem wundersamen Ereignis liegt auch der Grund, weshalb Agatha in einigen Gegenden Mitteldeutschlands und in der Schweiz als Patronin der Feuerwehren verehrt wird.
Reliquien der Hl. Agatha (griech. die Gute) gelangten unter Biso, dem vierten Bischof von Paderborn, im Jahr 887 in das Stift Heerse. Wohl im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts wurde zur Aufbewahrung und Verehrung der Reliquien ein aus Silber getriebenes, teilweise vergoldetes und am Kleidausschnitt mit bunten, blattförmigen Emaileinlagen versehenes Kopfreliquiar der Hl. Agatha geschaffen. Zur Reliquienbüste gehört auch ein silberner Strahlenkranz aus dem 18. Jahrhundert, bestehend aus einem flachen Relief mit 23 züngelnden Flammen, der heute nicht mehr mit der Plastik verbunden ist.
Der südliche Seitenaltar in der Pfarrkirche, gestiftet von der Äbtissin Agatha von Niehausen (1690-1713), zeigt im gesprengten Giebel eine Plastik der Heiligen aus Alabaster. Als Zeichen für ihr Martyrium ist sie mit dem Palmzweig und der Zange als Folterwerkzeug dargestellt und hält mit der linken Hand ihre Brüste in einer Schale.
Bei der jährlichen Agatha-Prozession zur Abwendung von Feuersbrunst am Sonntag nach dem Festtag der Heiligen (5. Februar) - in diesem Jahr zeitgleich - wird das Kopfreliquiar, getragen von zwei Feuerwehrmännern, unter der Begleitung der Löschgruppen Neuenheerse und Kühlsen um die Kirche getragen. Dabei werden die Feuerwehrfahrzeuge auf dem Kirchparkplatz gesegnet.
Franz Becker, Neuenheerse