Neuenheerse

St. Saturnina Neuenheerse

Das Plattdiutsch am Taufstein von Neuenheerse

Was Sprache über die Konfession aussagt

von Karina Becker

mit Anmerkungen veröffentlicht in: Die Warte, Heimatzeitschrift für die Kreise Paderborn und Höxter Nr. 132, Weihnachten 2006 (ISSN: 0939-8686), S.5-8.

Plattdiutsch in der Kirche

Nicht lateinisch, sondern plattdiutsch ist das Bibelzitat auf dem Taufstein in der Neuenheerser Stiftskirche St. Saturnina aus dem Jahr 1585. Dies erscheint zunächst ungewöhnlich, da man im sakralen Bereich doch eher lateinische Inschriften vermutet. Inschriften belehrenden Inhalts und Gebete sind allerdings bereits früh in der Volkssprache verfasst worden. Gerade nach der Reformation nahmen deutschsprachige Inschriften und speziell Bibelzitate an Häusern, auf Epitaphen und an sakralen Gegenständen zu.

Ein bisschen Geschichte – Neuenheerse inmitten des reformierten Umlands

Zur Zeit der Aufstellung des Taufsteins in Neuenheerse war die Dechantin zu Gandersheim bei Braunschweig (120 km östlich von Neuenheerse), Margareta von Clummen, Äbtissin des im Jahr 868 gegründeten „Hochadeligen Kaiserlichen freiweltlichen Damenstifts“ zu Heerse. Über die Äbtissin von Neuenheerse besteht somit ein enger Zusammenhang zu Braunschweig, das in den Jahren 1522 bis 1530 protestantisch wurde. Die Bewohner von Gandersheim nahmen 1568 den protestantischen Glauben an. Im Herbst 1568 wurde schließlich der erste Superintendent an die Stiftskirche zu Neuenheerse berufen und Äbtissin Margareta konnte nicht verhindern, dass im Seitenschiff der Kirche protestantischer Gottesdienst gehalten wurde, während die Stiftspersonen im Chor weiterhin die katholische Messe feierten. In Paderborn, dessen Bistum Heerse seit seiner Gründung 868 angehörte, war in der Zeit von 1577 bis 1585 unter Bischof Heinrich, Herzog von Sachsen-Lauenburg, eine protestantische Tendenz erkennbar. Erst mit der Jesuitenniederlassung ab 1580 erstarkte unter Bischof Dietrich von Fürstenberg (1585-1619) der Katholizismus wieder. Die Äbtissin von Heerse hielt aber bis zum ihrem Tod 1589 am Katholizismus fest. Ein Dokument vom 9. Oktober 1589 belegt dieses:

„Erstlich sollen und wollen wir bei der uralten waren catholischen römischen Religion durchaus seyn und bleiben, derselben in allem uns gemes verhalten, und keine andere in obgesetzetem Stift toleriren, und einreisen lassen.“

Es ist somit außergewöhnlich, dass das Stift Heerse trotz der protestantischen Tendenzen im Umland (Braunschweig und Paderborn) und im eigenen Ort bis 1589 nachweislich katholisch blieb. Da das Taufbecken von 1585 ist, kann also davon ausgegangen werden, dass zur Zeit der Aufstellung der katholische Glauben in Neuenheerse noch dominierte, auch wenn es protestantische Strömungen in der Gemeinde und im Stift bereits gegeben haben muss. Es ist daher von einem Nebeneinander beider Konfessionen auszugehen. Selbst wenn die Stiftsdamen katholisch geblieben waren, kann der Protestantismus in der Gemeinde durchaus überwogen haben.

Vielleicht kann die Inschrift am Taufstein Auskunft darüber geben, welche Konfession in der Gemeinde und im Stift Heerse beherrschend war.

Der Taufstein in der Stiftskirche von 1585

Der Taufstein aus Sandstein befindet sich in der Taufkapelle der katholischen Kirche St. Saturnina zu Neuenheerse. Der Holzdeckel des Taufsteins ist ohne Inschrift und nachträglich 1923 angefertigt worden. Der Inschrift zufolge stammt der Taufstein aus dem Jahr 1585, ist eine Stiftung des örtlichen Bürgermeisters Heinrich von Peyn und von einem Steinmetz namens Simon von Gizen angefertigt worden. Die sechs Seiten des Taufsteins bilden einen Kelch. Auf den Seitenflächen finden sich die Miniaturen der Schutzpatronin der katholischen Kirche zu Neuenheerse, der Hl. Saturnina, und der vier Evangelisten, die in umgekehrter Reihenfolge wie in der Bibel benannt werden: Johannes, Lukas, Markus, Matthäus. Das Wappen von Neuenheerse ist in einer Kartusche auf der sechsten Seite eingemeißelt. Über dem Wappen ist die Künstlerangabe, durch das Wappen getrennt die Stifter- und Funktionstitulierung zu lesen.

Die Inschrift des Taufsteins

AWARLICK • ICK• SEGGE • DI • ID • SI
BDEN DAT • IEMANDT • GEBAREN
CIS • VT • DEN • WATER
DVND • DEM • H • GEISTE • DE • KAN
ENICHT • IN DAT • RYKE • GADES
FKOMEN • IOHANES • AN III
a1ANNO † DDMINI
a2S • SATVRNI
b11585
b2S • IOHANES
cS • LVCAS
dS • MARCVS
eS • MATEVS
f1SIMON • VON • GIZEN
f2HENRICH PEYN BOR
f3GER MEISTER
f4ZV HERSE
f5DE HERSE

Die niederdeutsche Inschrift am Beckenkranz müsste folgenderweise übersetzt werden:

Wahrlich ich sage dir, wenn jemand nicht aus dem Wasser und dem Heiligen Geist geboren ist, kann der nicht in das Reich Gottes kommen. Johannes im dritten (Kapitel).

In der Kirche kommt alles ein wenig später

Warum ist das Bibelzitat also nicht mehr auf Latein und noch nicht auf Hochdeutsch?

Der Wechsel von mehrheitlich lateinischen zu mehrheitlich niederdeutschen Urkunden fand in den städtischen Kanzleien in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts statt. Im religiösen Bereich datiert man den Übergang zur Volkssprache erst im 15. Jahrhundert, da sich in diesem Zeitraum die Alphabetisierung infolge des „Aufkommens der dudeschen scryffscholen“ und privater Schulen in weitere städtische Schichten ausbreitete. Nach der Reformation schließlich überwogen deutsche Inschriften vollends.

Im Kanzleiwesen Paderborns fand nach 1550 schließlich der Übergang zur hochdeutschen Schriftsprache statt. In der Kirchensprache und der Sprache des Gottesdienstes bahnte sich der Durchbruch zum Hochdeutschen erst gegen Ende des 16. Jh. an. Am längsten wurde dort niederdeutsch geschrieben, wo keine professionellen Schreiber tätig gewesen wären. Dazu zählen beispielsweise Memorial- und Rechnungsbücher nichtamtlicher Einrichtungen, Handwerkerrechnungen und private Aufzeichnungen. Wenn man zu den nicht-professionellen Schreibern auch die Steinmetze zählt und den Durchbruch des Hochdeutschen im Privatbereich auf die Jahre 1580/90 bis 1625 datiert, erklärt sich, dass das Bibelzitat am Taufstein von 1585 noch niederdeutsch ist.

Bei der Schreibsprache am Taufstein ist zu berücksichtigen, dass sich Neuenheerse oberhalb der sogenannten Benrather Linie befindet. Daher ist in diesem Gebiet die zweite Lautverschiebung nicht durchgeführt worden. Ein Kennzeichen des „Plattdiutschen“ ist beispielsweise das t im Auslaut anstelle eines neuhochdeutschen s (id, dat, ut) oder im Inlaut anstelle eines ss (water). Im Niederdeutschen entwickelte sich das germanische k nicht zum ch, so dass wir „ryke“ (statt „Reich“), „warlick“ (statt „wahrlich“) und „ick“ (statt „ich“) lesen. Die sprachlichen Phänomene der Inschrift lassen sich auch in Urkunden und Aufzeichnungen im Stift Heerse wiederfinden. Dennoch ist die Urkundensprache im Gegensatz zur Inschriftsprache schon hochdeutsch, so dass man einen Konservatismus der Inschriftensprache feststellen kann, den der Münsteraner Sprachwissenschaftler Macha am Beispiel der rheinischen Grabkreuze schon herausgestellt hat. Aber kann man die diachronische Differenz der Inschrift- und Ortssprache auf die verwandte Bibelvorlage zurückführen und daran gleichzeitig eine religiöse Werthaltung feststellen?

Die Textvorlage: Luther oder Emser?

Ein Vergleich mit reformatorischen und gegenreformatorischen Bibelübersetzungen kann Aufschluss über die mögliche Textvorlage des Bibelzitates Joh. 3,5 am Taufstein geben. Dazu werden die Bibelübersetzungen des großen Reformators Dr. Martin Luther aus dem Jahr 1533 und des katholischen Theologen Hieronymus Emser aus dem Jahr 1529 vergleichend herangezogen. Emser galt als Gegner der Reformation und hat eine Anzahl Streitschriften u. a. gegen M. Luther, A. Karlstadt und H. Zwingli verfasst.

Es ist aber zu berücksichtigen, dass es keine prototypische katholische oder protestantische Übersetzung gibt, da man in der Forschung davon ausgeht, dass Emser auch bei Luther abgeschrieben habe. Dennoch können Parallelen oder Differenzen zwischen der Schreibung am Taufstein und der jeweiligen Textvorlage Aufschluss darüber geben, welche Bibelübersetzung wohl eher benutzt worden ist.

TaufsteinLuther 1533Emser 1529
Warlick ick segge di id si den dat iemandt gebaren is ut den water und dem h geiste de kan nicht in dat ryke gades komen.Warliken warliken/ yck sege dy: Idt sy denn/dat yemant gebarn werde uth dem water unde geiste/so kann he in dat rike Gades nicht kamen.warlich warlich sag ich dir. Es sey denn/ das yemant geporn werde auß dem wasser uñ heyligen geyst/so kann er nicht in das reych Gottis komen.

Bei dem neuhochdeutschen Wort „wahrlich“ wählt Emser die ch-Schreibung, Luther schreibt einfaches k und am Taufstein steht die ck-Schreibung, was eine Mischung aus beidem ist, aber eher dem k Luthers folgt. Diese Differenz lässt sich auch an den Worten „ick“ vs. „ich“, und „ryke“ vs. „reych“ feststellen. Luthertext und Inschrift zeigen e in „segge“ und wählen die a-Schreibung in „kamen“, „gebarn“ und „Gades“. Emser hingegen schreibt a in „sag“ und o bei „komen“, „geporn“ und „Gottis“. Darüber hinaus finden wir bei Luther und am Taufstein t-Laute für die s-Schreibung („id“, „dat“, „water“, „uth“), bei dem „katholischen“ Übersetzer aber durchgängig die s -Schreibung („es“, „das“, „wasser“, „auß“).

Macha hat in seinem Aufsatz zu Konfession und Sprache weitere sprachliche Differenzen in der Schreibweise der katholischen Liga und der protestantischen Union um 1600 herausgestellt. Während die katholische Liga sowohl die p- als auch die b-Schreibung nebeneinander benutze (vgl. dazu in der Emser-Übersetzung „geporn“), führe die Union konsequent die b-Schreibung aus (vgl. dazu den Luthertext mit „gebarn“), was in der Neuenheerser Inschrift durch „borgermeister“ anstatt „porgermeister“ repräsentiert wird. Im vokalischen Bereich soll die ai-Schreibung auf eine katholische Konfessionszugehörigkeit verweisen, e-Diagraphe hingegen auf protestantischer Seite. In Neuenheerse ist die ei/ey-Schreibung sowohl in „ryke“ und „geiste“ als auch in den Substantiven „henrich“ (f2), „borgermeister“ (f3) und „peyn“ (f2) zu notieren. Wiederum benutzt auch Emser durchgängig die e-Schreibung. Allerdings stehen im Luthertext i/y/ei nebeneinander für den neuhochdeutschen Diphthong ei, bei Emser hingegen durchgängig ey, so dass diese Divergenz wohl eher als Unterscheidungsmerkmal notiert werden müsste. Auch in Urkunden aus Neuenheerse ist stets die ey-Schreibung aufzufinden und steht damit konträr zur î-Schreibung am Taufstein.

Obwohl das Stift Neuenheerse katholisch war, folgt die Graphie am Taufstein von Neuenheerse also eher der protestantischen Schreibweise. Es ist aber nicht zu bestimmen, ob auch eine protestantische Vorlage benutzt worden ist, da sich in der Emser-Übersetzung – wenn man den Unterscheidungskriterien Machas folgt – sowohl Liga- als auch Unions-Schreibungen finden und „konfessionell-antagonistische Pole“ in der Schreibung nicht definitiv zu bestimmen sind. Aber gerade der Gegenreformator Emser müsste doch eigentlich eine „reine“ Liga-Schreibung benutzen. Ist die Graphie also eventuell von der Konfession des Auftraggebers oder Steinmetz abhängig?

Der Auftraggeber und Steinmetz

Taufkapelle mit Taufstein

Der ortsansässige Bürgermeister Heinrich Peyn, dessen Familie im Ort von 1456 belegt ist, wird als Auftraggeber auf dem Taufstein benannt. Leider besteht im Erzbistum Paderborn erst ab 1600 die Pflicht, Taufregister in Kirchenbüchern zu führen. Für Neuenheerse gibt es die ersten Einträge erst ab 1678. Damit kann nicht definitiv ausgesagt werden, ob der Bürgermeister nach 1533 konvertiert ist oder katholisch blieb. Der Steinmetz Simon von Gizen ist gar nicht zu fassen. Weder in Gießen (= Gizen) noch im Großraum Paderborn ist ein Steinmetz mit diesem Namen verzeichnet.

Ob überhaupt von einem Zusammenhang zwischen Konfession des Auftraggebers bzw. Steinmetz und der Schreibweise auszugehen ist, lässt sich an einem Vergleich mit zwei Inschriften aus Lemgo aufzeigen. Lemgo wurde um 1524 reformiert und infolge dessen bis 1533 die drei Hauptkirchen – St. Johannis, St. Nikolai und St. Marien – protestantisch. Die Inschriften an den Taufsteinen der St. Nikolaikirche (1597) und der St. Marienkirche (1592) entstanden innerhalb von fünf Jahren, sind von demselben Steinmetz (Georg Crosmann) angefertigt worden und von protestantischen Bürgern gestiftet worden. Auf beiden Inschriftenträgern ist ein Vers aus dem Markusevangelium (Mk. 10,14) zitiert, der auch heute noch Bestandteil der protestantischen Taufzeremonie ist. Vergleicht man diese beiden Inschriften wiederum mit den Übersetzungen Luthers und Emsers, so ergibt sich, dass die Zitate eher der Übersetzung Emsers folgen. Wenn aber gerade dieser Taufspruch zum festen Bestandteil der protestantischen Taufzeremonie gehörte und die Taufsteine Stiftungen protestantischer Bürger waren, wie erklärt es sich, dass eher der katholischen Übersetzung gefolgt wurde? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inschriftsprache und Auftraggeber? Wenn, müsste hier eher ein Luther-Zitat verwandt worden sein. Es ist aber auch unwahrscheinlich, dass ein ortsansässiger Steinmetz je nach der Konfession der Auftraggeber unterschiedliche Schreibweisen benutzen würde. So muss das Augenmerk wohl eher auf den Steinmetz gelegt werden. Welche Bibelübersetzung lag ihm vor oder war ihm – durch mündliche Überlieferung – vertraut? War der Bevölkerung überhaupt bewusst, dass es reformatorische und katholische Übersetzungen gab und welche sie in der Kirche hörten? Kann es nicht sogar sein, dass die Pfarrer, die ja zuvor katholisch waren, noch aus der „alten“ katholischen Bibel vorlasen? Man geht davon aus, dass zwischen 1522 und 1546 bei den „12–15 Millionen Deutschen etwa eine halbe Million Lutherbibeln im Umlauf waren.“ Die vermeintliche Dominanz und Präsenz des Lutherworts ist für Neuenheerse zu bejahen, in Lemgo hingegen verhalten sich konfessionelle Dominanz und Schreibung konträr. Für Neuenheerse kommt hinzu, dass für die Inschrift eventuell bewusst der Luther-Text gewählt wurde, um ein „Zeugnis“ abzulegen. Denn wenn schon protestantischer Gottesdienst in der Stiftskirche gehalten wurde und es eine protestantische Orientierung in der Gemeinde gab, deren Bürgermeister der Auftrageber des Taufsteins war, dann ist der Taufstein nicht nur bloß eine Stiftung für die Stiftskirche, sondern auch ein bewusstes Zeichen für den protestantischen Glauben. Allerdings muss man auch von einem dichten Nebeneinander beider Zweige der christlichen Religion und keiner klaren Trennung in den Köpfen der Einwohner ausgehen. Unterstützt wird diese enge Verbindung, wenn man berücksichtigt, dass es nur diesen Taufstein in der Gemeinde gab und daher sowohl von Katholiken als auch Protestanten genutzt wurde.

Die Ausgestaltung des Taufsteins

Vergleicht man den Taufstein mit den ikonographischen Merkmalen, die Ulrike Mathies an protestantischen Taufbecken Niedersachsens erarbeitet hat, zeigen sich Mischformen am Neuenheerser Taufstein. Einerseits zeigt er keine szenischen Bilderfolgen, aber die Miniatur der Hl. Saturnina, was für protestantische Taufen ungewöhnlich ist, da die Reformatoren den „ganzen Heiligenkult als im Widerspruch stehend mit der Lehre des Christentums, daß nur Gott angebetet werden solle, und daß Christus der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen sei“ verwarfen, andererseits wird ein Bibelvers zitiert, der sich bei protestantischen Werken höchster Beliebtheit erfreute. Der Taufstein bringt also durch gewähltes Bibelzitat, gewählte Bibelübersetzung und Graphie eine protestantische Werthaltung zum Ausdruck.

Wie präsent war Luther in Neuenheerse?

An dem Vergleich mit den Taufsteinen in Lemgo zeigt sich, dass es einen definitiven Zusammenhang zwischen Schreibung und Konfession nicht geben muss. Eher hängt die Wort- und Graphiewahl wohl von der Präsenz des Luther-Textes und nicht des „Luther-Glaubens“ in dem Ort selbst ab. Der Taufstein in Neuenheerse – weit von den reformatorischen Zentren entfernt und inmitten eines katholischen Damenstifts – trägt eher die Graphie und den Wortlaut Luthers, weswegen man auf eine relativ starke Präsenz der Lutherübersetzung in der Gemeinde schließen kann. Der Taufstein wird so zu einem protestantischen Glaubensbekenntnis. Ergänzend sei aber auch zu beachten, dass im katholischen Gottesdienst erst nach dem 20. Jahrhundert der deutsche Text verlesen wurde und die katholischen Bibelübersetzungen nicht gottesdienstlichen Zwecken dienten. Es zeigt sich, dass Luthers Übersetzung nicht nur aus religiösen Gründen, sondern v. a. auch wegen ihrer Volkssprachlichkeit in den Köpfen über räumliche und konfessionelle Grenzen hinweg präsent wurde und Luther selbst als „Katalysator" der neuhochdeutschen Schriftsprache fungierte.