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St. Peter und Paul Bad Driburg

Der Kreuzweg in St.Peter und Paul

1867 schaffte Pfarrer Michels  14 ausdrucksvolle Kreuzweg-Reliefs für die damalige Driburger Pfarrkirche an. Am 25. Februar 1867 wurde der Kreuzweg vom Redemptoristen-Pater Victor Hölscher eingeweiht.

Gefertigt worden war der Kreuzweg Ende der 1850er Jahre vom Bildhauer Johann Joseph Imhoff der Jüngere (1796-1880). Als Vorlage für die Stationen dienten ihm Kreuzweg-Fresken des österreichischen Malers Joseph von Führich (1800-1876), die dieser um 1845 für die Wiener St. Johann Nepomuk-Kirche geschaffen hatte. Die internationale Verbreitung dieser Kreuzweg-Motive erklärt sich dadurch, dass von ihnen Kupferstiche angefertigt wurden und unzählige Maler diese als Vorlage für von ihnen gefertigte Kreuzwegtafeln benutzten. Schon 1847 wurde der gesamte Kreuzwegzyklus das erste Mal gedruckt, und seither gilt der Führich-Kreuzweg als der meistkopierte.

Die Arbeiten aus dem Atelier Scherf & Imhoff gingen in die technische Reproduktion. Daher finden sich an mehreren Orten Westfalens oder des Rheinlands diese Kreuzweg-Darstellungen. So etwa in Erwitte-Horn (11 Stationen, Freiland-Kreuzweg, Friedhof der St. Cyriakus-Kirche, 03/2010 LWL-Denkmal des Monats), Schloss Neuhaus (13 Stationen, Freiland-Stationsweg, Gemeindewald Wilhelmsberg), Warburg (13 Stationen, Stationsweg am Burgberg), Werl (6 Stationen, Freiland-Kreuzweg um den alten Stadtkern) oder eben in Bad Driburg (14 Stationen, St. Peter und Paul).
In St. Peter und Paul hängen die polychromierten Terrakottareliefs in profilierten Rahmen im Stil der Neugotik. Auf ihrem Weg aus der, wegen Baufälligkeit, 1894 abgerissenen Bad Driburger Pfarrkirche über eine Notkirche und mit dem Eintritt in die neu gebaute, jetzige Kirche (1899) wurden die alten (Neorenaissance) Rahmen der Kreuzweg-Stationen gegen neue ersetzt. Zwischenzeitlich waren die ehemals farbigen Tonreliefs sandsteinfarben übermalt, 1995 wurden sie restauriert und im Zuge dessen wieder farbig gestaltet. Laut der Restauratorin Sabine Hermes ist das allerdings nicht die entstehungszeitliche Fassung.


Station I: Jesus wird zum Tode verurteilt

Mt 27,11-26

11 Jesus aber stand vor dem Statthalter; und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach: Du sagst es. 12 Und als er von den Hohenpriestern und Ältesten verklagt wurde, antwortete er nichts. 13 Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, wie hart sie dich verklagen? 14 Und er antwortete ihm nicht auf ein einziges Wort, sodass sich der Statthalter sehr verwunderte.

15 Zum Fest aber hatte der Statthalter die Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen loszugeben, welchen sie wollten. 16 Sie hatten aber zu der Zeit einen berüchtigten Gefangenen, der hieß Jesus Barabbas. 17 Und als sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr? Wen soll ich euch losgeben, Jesus Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus? 18 Denn er wusste, dass sie ihn aus Neid überantwortet hatten.

19 Und als er auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute viel erlitten im Traum um seinetwillen.

20 Aber die Hohenpriester und Ältesten überredeten das Volk, dass sie um Barabbas bitten, Jesus aber umbringen sollten.

21 Da fing der Statthalter an und sprach zu ihnen: Welchen wollt ihr? Wen von den beiden soll ich euch losgeben? Sie sprachen: Barabbas! 22 Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich denn machen mit Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus? Sie sprachen alle: Lass ihn kreuzigen! 23 Er aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie schrien aber noch mehr: Lass ihn kreuzigen! 24 Als aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete, sondern das Getümmel immer größer wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem Blut; seht ihr zu! 25 Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!

26 Da gab er ihnen Barabbas los, aber Jesus ließ er geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt werde.


Station II: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Mt 27,27-31

27 Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich in das Prätorium und sammelten die ganze Abteilung um ihn. 28 Und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an 29 und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand und beugten die Knie vor ihm und verspotteten ihn und sprachen: Gegrüßet seist du, der Juden König!, 30 und spien ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit sein Haupt.

Jesu Kreuzigung und Tod
31 Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen.


Station III: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

 

(wird nicht in der Bibel erwähnt)


Station IV: Jesus begegnet seiner Mutter

 

(wird nicht in der Bibel erwähnt)


Station V: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen

 

(wird nicht in der Bibel erwähnt)


Station VI: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

 

(wird nicht in der Bibel erwähnt)


Station VII: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

 

(wird nicht in der Bibel erwähnt)

Station VIII: Jesus begegnet den weinenden Frauen

Lk 23,27-31

27 Es folgte ihm aber eine große Volksmenge und Frauen, die klagten und beweinten ihn. 28 Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. 29 Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben! 30 Dann werden sie anfangen zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns! 31 Denn wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?


Station IX: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

 

(wird nicht in der Bibel erwähnt)


Station X: Jesus wird seiner Kleider beraubt

Mt 27,35

35 Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum.


Station XI: Jesus wird ans Kreuz genagelt

Lk 23,33-43

33 Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. 34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.

35 Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. 36 Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig 37 und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! 38 Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König.

39 Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! 40 Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? 41 Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.


Station XII: Jesus stirbt am Kreuz

Mt 27,45-54

45 Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

47 Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia. 48 Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. 49 Die andern aber sprachen: Halt, lass sehen, ob Elia komme und ihm helfe! 50 Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.

51 Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. 52 Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf 53 und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. 54 Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!


Station XIII: Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

JOH 19,38

38 Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab.


Station XIV: Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

Mt 27,57-66

57 Am Abend aber kam ein reicher Mann aus Arimathäa, der hieß Josef und war auch ein Jünger Jesu. 58 Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, man sollte ihm ihn geben. 59 Und Josef nahm den Leib und wickelte ihn in ein reines Leinentuch 60 und legte ihn in sein eigenes neues Grab, das er in einen Felsen hatte hauen lassen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon.


Dirk Strohmann beschreibt die Ausführung dieses Kreuzwegs als von hoher kunsthandwerklicher Qualität. Zur Herstellungstechnik der Reliefs schreibt er: Von der Rückseite betrachtet, stellen sich die Terrakottaplatten aus hellem, gelblichem Ton als nach oben in der Tiefe abnehmende Hohlkörper dar, die durch die Randstege und zwei Mittelstege stabilisiert werden. Die fast vollplastischen Hauptfiguren in der vorderen Reliefebene sind ebenfalls hohl, man erkennt dies an rückseitig in den noch feuchten Ton eingestochenen Löchern, die vermutlich während des Brennvorgangs das Entweichen von Gasen ermöglichen sollten. Man darf sich das Ganze vielleicht so vorstellen, dass zunächst die Terrakottaplatte mit den flacheren Reliefzonen ausgeformt wurde, um dann darauf die separat ausgeformten Hauptfiguren einzeln zu applizieren. Das Ganze wurde schließlich vor dem Brand noch einmal modellierend übergangen und versäubert. 
Dass eine solche Überarbeitung, bei der auch Details der Oberflächengestaltung nachgearbeitet wurden, stattgefunden haben muss, zeigt z.B. das eingeritzte Quadermauerwerk des Architekturhintergrunds von Station III, das bei allen dem Verfasser(2) bekannten Reliefs in Quadergröße und Fugenschnitt unterschiedlich ausgeführt ist. Ähnliche Abweichungen ergeben sich bei dem Strick, an dem Christus in Station VIII geführt wird oder bei der Lanze des Schergen am linken Bildrand in Station X. In Horn fehlt bei Station VIII und XI jeweils der Nimbus Christi, der im Stich und bei den anderen Reliefs vorhanden ist. Auch können Kopfneigung oder -wendung oder physiognomische Details leicht variieren. Zum einen ist es erstaunlich wie präzise die Ausformungen bei der angenommenen Applikation der Hauptfiguren von Relieffolge zu Relieffolge übereinstimmen, zum anderen hat jedes Relief eine individuelle Nachbearbeitung erfahren, die es zwar nicht zum Unikat macht, aber doch die im Wortgebrauch eher abschätzig gemeinte Einstufung als Massenware zumindest tendenziell relativiert.


Quellen:
(1) Wikipedia, "Johann Joseph Imhoff (der Jüngere)". "Führich-Kreuzweg".
(2) Denkmalpflege in Westfalen-Lippe, Plastische „Führich-Kreuzwege“ aus Terrakotta (Dirk Strohmann); Herausgeber: LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, S. 25-33;  Ardey-Verlag Münster 2012.
(3) Diether Pöppel, Die 1200jährige Geschichte der katholischen Pfarrgemeinde St.Peter und Paul Bad Driburg; Bonifatius-Verlag Paderborn 1990, S.73–77