Impuls: Innehalten am Wegkreuz
[…] Wegkreuze verheißen Freude, Stärkung, Zuspruch, Gnade, Barmherzigkeit. Sie erinnern an das Erlösungswerk Christi und geben Hilfe bei der Orientierung – und das nicht nur geografisch. Steht im Grünen ein Bänkchen daneben, setzt man sich gerne hin und verweilt länger. Wer alleine kommt und sich auf die Stimmung einlässt, fühlt sich auf seltsame Art behütet.
Eine innere Zwiesprache setzt ein, die Gedanken über den eigenen Lebensweg kommen in Gang, Fragen tauchen auf. Sind alle Strecken und Abzweigungen richtig gewesen, die man bislang genommen hat? Überwiegt das Positive? Wie hätte man Sorgen, Lasten, Enttäuschungen verhindern können? Würde man denselben Weg wieder einschlagen? Wo trägt er in Zukunft hin?
Hat man alles selbst in der Hand, um die Richtung zu bestimmen? Oder wird man von unsichtbaren Fäden gelenkt, die eine höhere In¬stanz in Händen hält? Und wie wird es an der nächsten Weggabelung aussehen: Nehme ich die flache, die bequeme Route geradeaus über Asphalt aufs nächste Dorf zu oder lieber den schmalen, beschwerlichen Waldpfad bergauf?
Wegekreuze sind „Denk-Male“ im Wortsinn. Sie geben Halt, ermutigen zur Andacht, lassen an liebgewonnene Menschen denken, an Verstorbene. Sie machen empfänglich, um Dasein und Glauben zu reflektieren, das Gestern, Heute und Morgen. Falls auf dem Bildstock, wie vielfach üblich, der vollplastische Gekreuzigte zugegen ist, fühlt man sich zu einer Wegekreuzmeditation eingeladen. Wenn Christus reden könnte: Wozu würde er raten? […]
(Andreas Drouve, Quelle: www.katholische-sonntagszeitung.de/layout/set/print/Im-Blickpunkt/Bildstoecke-und-Wegkreuze-verheissen-Schutz-und-Segen-Freitag-20.-November-2020-07-23-00)