Beständigkeit
Ich stehe vor einem Wegkreuz. Vielleicht bin ich hier schon oft vorbeigekommen – vielleicht sehe ich es aber auch zum ersten Mal. Das Kreuz ist alt, es hat Ecken und Kanten und könnte es sprechen, hätte es wohl so einiges zu erzählen – auch von den Krisen der Vergangenheit und davon, wie diese wieder vorübergegangen sind.
Trotz allem steht es hier. Es lohnt sich, ihm ein paar Augenblicke zu schenken und diesen steingewordenen Eindruck von Beständigkeit ein wenig wirken zu lassen.
In unserer rastlosen Gegenwart, die von Unsicherheit und Schnelllebigkeit geprägt und derzeit obendrein von einem Virus getrieben ist, herrscht vor allem eines: Unbeständigkeit.
In dieser Unbeständigkeit tut es gut, einmal anzuhalten. Anhalten heißt nicht Stillstand, aber wer anhält, der bricht einen Moment aus, aus der schnellen Welt, in der heute nichts mehr scheint, wie es gestern war.
Das Wegkreuz, vor dem ich stehe, gehört nicht dazu. Es ist heute, wie es gestern war und wird auch morgen sein, wie es heute ist. Damit ist es nicht nur ein Symbol für Beständigkeit. Es erinnert auch daran, dass auf Gott zu allen Zeiten, so unbeständig sie sein mögen, immer Verlass ist – ganz egal, welche Herausforderungen mir auf dem Weg, der vor mir liegt, begegnen.